Prävalenz- und Inzidenzerhebung chronischer Wunden in Österreich

Derzeit liegen keine wissenschaftlich validen Zahlen über die Prävalenz und Inzidenz chronischer Wunden in Österreich vor, einschließlich der damit verbundenen Diagnosen, der geografischen Verteilung oder demographischer Faktoren. Der Gesundheitsplanung fehlt somit jegliche Grundlage, um evidenzbasierte Entscheidungen treffen zu können. Unsere Studie schließt diese entscheidende Wissenslücke und untersucht die Versorgung von Patient:innen mit chronischen Wunden unter Routinebedingungen.

Chronische Wunden verursachen einen großen Verlust gesundheitsbezogener Lebensqualität. Neben der großen körperlichen und psychischen Belastung für Betroffene, stellen nicht-heilende Wunden auch unser Gesundheitssystem vor wirtschaftliche und organisatorische Herausforderungen. Um diesen zielgerichtet und evidenzbasiert entgegenzutreten, bedarf es Zahlen zur Häufigkeit von chronischen Wunden und zur Verteilung der ursächlichen Diagnosen in der Bevölkerung. Diese Zahlen fehlen derzeit gänzlich. Es können daher nur vage Aussagen auf Basis internationaler Vergleiche getroffen werden.

Die Prävalenzschätzung dient als Wissensgrundlage für die Versorgungsplanung und als Basis für eine gesundheitsökonomische Bewertung des Problems. Ziel der Studie von Kathrin Morasek, unter der Leitung von Raffael Himmelsbach und Tanja Stamm ist daher eine Schätzung der Prävalenz und Inzidenz von chronischen Wunden in Österreich, aufgeschlüsselt nach Altersgruppen, Geschlecht und Bundesländern. Es wird eine populationsbasierte, retrospektive Analyse von Real-World Daten durchgeführt. Um Patient:innen mit chronischen Wunden in den bestehenden Datenbanken identifizieren zu können, gehen wir in zwei Phasen vor, beginnend mit der Analyse der Patient:innenakten einer ambulanten Wundklinik.

Anschließend werden die Ergebnisse in der zweiten Phase herangezogen, um daraus Merkmale abzuleiten anhand derer Patient:innen mit chronischen Wunden aus Sozialversicherungsdaten identifiziert werden können. So können wir für ganz Österreich Prävalenz- sowie Inzidenzraten für chronische Wunden nach Diagnosen, verschiedenen Altersgruppen, Geschlecht und Regionen aufschlüsseln. Durch die Partnerschaft mit dem Institut für Outcomes Research an der Medizinischen Universität Wien, erhalten wir dabei Unterstützung durch deren fundierte Expertise im Data Science Bereich.

a. Zahlen zur Prävalenz und Inzidenz chronischer Wunden erlauben der Gesundheitsplanung, evidenzbasierte Entscheidungen treffen zu können.

Untersuchung der fortgeschrittenen chronisch venöse Insuffizienz bei Personen mit intravenösem Drogenkonsum

Bei diesem Forschungsprojekt, welches im Rahmen einer Masterthesis im Bereich Public Health in Kooperation mit der medizinischen Universität Wien durchgeführt wird, geht es darum, auf ein Problem aufmerksam zu machen, welches in Österreich bisher nicht näher betrachtet wurde. Chronisch venöse Insuffizienz und daraus resultierende Wunden können in starker Einschränkung der Lebensqualität von betroffenen Personen resultieren.

Dieses Projekt zielt darauf ab, auf eine Problematik aufmerksam zu machen, die eine vulnerable Personengruppe betrifft – Menschen mit intravenösem Drogenkonsum. Durch wiederholtes Injizieren von Substanzen, vor allem in Leisten- und Femoralvenen, kann sich laut internationalen Studien eine chronisch venöse Insuffizienz entwickeln. Bleibt diese über einen längeren Zeitraum unbehandelt, kann ein venöses Ulcus Cruris entstehen. Die Behandlung einer solchen Wunde ist Zeit- und Materialaufwändig, Verbände müssen innerhalb weniger Tage gewechselt werden, um Infektionen vorzubeugen und die Wundheilung zu fördern. 

 

 Betroffene sind durch ein venöses Ulcus Cruris im Alltag mit unterschiedlichen Komplikationen konfrontiert. Häufig verursacht eine solche Wunde Schmerzen und bringt Einschränkungen in der Mobilität mit sich.  Soziale Isolation ist nur eine der vielen Folgen davon. Längerfristig kann dies in verminderter Lebensqualität resultieren.  

Im Rahmen dieser Arbeit werden Personen mit intravenösem Drogenkonsum über teils niederschwellige Anlaufstellen in Wien rekrutiert. Im Zuge der Datenerhebung wird zuerst eine klinische Untersuchung durchgeführt, um mögliche Anzeichen der fortgeschrittenen chronisch venösen Insuffizienz feststellen zu können. Hierfür wird der Ankle Brachial Index vermessen und eine optische Begutachtung mittels CEAP-Klassifikation durchgeführt. Anschließend werden durch ein Interview Daten zu Konsumverhalten und Lebensqualität der Studienteilnehmer:innen erhoben.  

Ziel dieses Projektes ist es, Versorgungsstrukturen auf chronisch venöse Insuffizienz als Folge von intravenösem Drogenkonsum aufmerksam zu machen. Bei rechtzeitiger Intervention könnte das Entstehen eines chronisch venösen Ulcus sogar verhindert werden.