Erfahrungswissen zu chronischen Wunden: Perspektiven von Patient:innen, Angehörigen und Versorger:innen

Chronische Wunden sind kein rein medizinisches Problem. Sie haben eine tiefgreifende soziale Komponente, von sozialen Auswirkungen eines Lebens mit Wunde bis zu den komplexen menschlichen Interaktionen im Zuge ihrer Behandlung. Deshalb widmen wir uns in unserem sozialwissenschaftlichen Projekt dem Erfahrungswissen von Patient:innen, Angehörigen und Versorger:innen. Wie chronische Wunden und deren Behandlung erlebt werden, kann uns viel Aufschluss darüber geben, mit welchen Herausforderungen sich Patient:innen und Behandler:innen konfrontiert sehen und welche Wünsche sie an die bestehende Versorgungslandschaft haben.

Das Projekt „Erfahrungswissen zu chronischen Wunden“ widmet sich aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive der tiefgreifenden Betrachtung des Erlebens von chronischen Wunden. Indem wir die Erfahrungen von betroffenen Personen – Patient:innen, Angehörigen und Behandler:innen, in den Mittelpunkt rücken, können wir erfassen, inwiefern die Gesundheitsversorgung die tatsächlichen Bedürfnisse und Hürden aus dem täglichen Leben der chronischen Wundversorgung adressiert. Mit diesen Erkenntnissen können wir einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Versorgungsstruktur in Österreich leisten. Das Projekt wird durch eine enge Kooperation mit dem Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien unterstützt und bereichert.

Im Fokus steht die Erfassung und Analyse der individuellen Erlebnisse bei der Behandlung chronischer Wunden in Österreich. Anhand von Einzel- und Gruppengesprächen, sowie Praxisbeobachtungen bekommen wir Einblicke in den Alltag der Wundversorgung aus unterschiedlichen Betrachtungsweisen. Besonderes Augenmerk legen wir darauf, wie bestehende Versorgungsstrukturen wahrgenommen werden, welche Bedürfnisse unerfüllt bleiben und welche Verbesserungen in Zukunft wünschenswert sind. Im Laufe der zahlreichen Gespräche ergaben sich so immer wiederkehrende Muster, die wir als Kernthemen der Wundversorgung in Österreich identifizieren konnten.

Darauf beruhend haben wir in einer ersten Publikation die Aushandlungsprozesse und Beziehungsarbeit aufgezeigt, die in der Landschaft der Pflege chronischer Wunden in Österreich tägliche Praxis sind.
In einem zweiten wissenschaftlichen Artikel befassen wir uns mit den Alltagswelten chronischer Wundpatient:innen und deren Angehörigen. Dabei zeigen wir auf, dass die Vereinbarkeit von Wundversorgung mit anderen Tätigkeiten des täglichen Lebens, wie Arbeit, Kinderbetreuung oder ähnliche Pflegetätigkeiten in der Familie, eine Herausforderung darstellt. Mangelnde Flexibilität im Behandlungssetting und lange Wartezeiten machen es schwer, chronische Wundversorgung in den Alltag zu integrieren. Vielmehr müssen Verpflichtungen des täglichen Lebens um die Versorgung herum organisiert werden.

In der Zukunft streben wir an, unsere gesammelten Erkenntnisse in die Gestaltung künftiger Versorgungsstrukturen einfließen zu lassen. Wir wollen nicht nur Probleme identifizieren, sondern auch konkrete Lösungsinstrumente entwickeln, die den Bedürfnissen der Betroffenen gerecht werden und unsere Projektlaufzeit überdauern werden.

a. Wie erleben Betroffene ihre chronische Wunde? Wie die Behandler:innen ihre Arbeit? In einem sozialwissenschaftlichen Projekt rücken wir die Erfahrungen von Menschen in den Mittelpunkt.